CarpeViam – Nutze die Straße!
Das Carpe Viam ist ein Straßenkunstprojekt, das junge Menschen dazu ermuntern wollte und möchte, kreativ und selbstständig tätig zu werden. Musik, Kunst, Theater und Zirkus agieren in den vielfältigen Formen und Ausdrucksmöglichkeiten als Sprache über nationale und kulturelle Grenzen hinweg und die Straße ist ein Raum, der ungewöhnliche Begegnungen möglich macht - ein Ort um selbst Kultur zu sein statt sie nur zu konsumieren.
Höhepunkt des Projekts war die Durchführung eines interkulturellen Straßenkunstfestivals in Tübingen mit Zeltcamp und Workshops, das von einem hohen Maß an Eigeninitiative der Teilnehmenden geprägt war. Dieses fand unter dem Motte „Carpe Viam – Nutze die Straße“ vom 17. – 22. August statt und bot ca. 500 jungen Menschen fünf Tage lang die Möglichkeit, die Welt der Straßenkunst kennen zu lernen. Das Festival vereinte verschiedenste Facetten der Straßenkunst. Die Palette ging von "klassischer Straßenmusik" über Jonglage und Akrobatik bis hin zu Straßentheater. Dabei hatten die Teilnehmenden nicht nur die Gelegenheit, sich von den Auftritten internationaler Künstler inspirieren zu lassen. In Workshops konnten neue Talente entdeckt und weiterentwickelt werden. Viele Elemente des Do–It-Yourself - Festivals, wie eine vegane angeleitete Mitmachgruppenküche, offene Werkstätten und Bühnen sollten Eigeninitiative und Kreativität der jungen Menschen fördern. Auf Open Stages in der Stadt konnten die Teilnehmenden auch ihre selbst entwickelten Performances präsentieren.Das Festival sollte Jugendliche und junge Erwachsene aus allen sozialen Schichten offen sein, weshalb es keinen Eintritt kostete. Des Weiteren wurde auf einen guten Umgang mit der Umwelt geachtet, um die Sensibilität für dieses Thema beispielhaft zu erhöhen. Zum Beispiel wurden eigens für das Festival durch Teilnehmer eine im Projekt integrierten internationalen Workcamps umweltfreundliche Komposttoiletten gebaut.
Die wichtige und spannende Arbeit war aber vor allem die Projektarbeit im halben Jahr davor. Es wurden über das Jahr verteilt in Tübingen und weiteren Städten Workshops und Offene Bühnen rund um das Thema Straßenkunst organisiert. Auch hier konnten alle Jugendlichen künstlerische und darstellerische Fähigkeiten erlernen, ausprobieren und weitergeben und an der Organisation mitwirken. Die jederzeit offene Organisationsgruppe bestand ausschließlich aus ehrenamtlichen jungen Menschen, vorwiegend SchülerInnen und StudentInnen. Die Workshop- und Auftrittsveranstaltungen waren auch stets ein Ort, um neue Mitstreitende ins boot zu holen. Jugendliche, die hier lernen konnten, wie und dass es möglich ist, gemeinsam als junge Menschen etwas kulturelles ins Leben zu rufen, was andere anspricht.
Das ist passiert über die Projektzeit:
Aktivitätenplan Carpe Viam 2012
Februar:
11.02.: Open Stage Night in der Kulturschockzelle Reutlingen
März:
16.03.: Open Stage im Cafe Ahhh im Stuttgarter Umweltzentrum
April:
01.-12.04.: Straßenkunst-Tour der CarpeViam-Freakfactory
Zwölf junge Menschen wanderten um den Bodensee, und entwickeln eine Show,
die sie in verschiedenen Städten vorführten.
28./29.04.: Waldaktion auf der Schwäbischen Alb: Holz-Holen für das Festival
Mai:
09.05.: Vegane Küche im Hausprojekt Schelling in Tübingen
12.05.: Performance bei der Kulturnacht Tübingen
26.05.: Bunter Abend mit Offener Bühne auf der rothenburg in Tübingen
Juni:
05.06.: Bunter Abend mit Offener Bühne auf dem Campuscamp in Heidelberg
13.06.: Vegane Küche in der Schelling
16.06.: Performance im Kunstamt Tübingen
Open Stage in der Schelling
29.06.: Workshop mit Performance auf dem „Fusion“-Festival
Juli:
11.07.: Vegane Küche in der Schelling
13.07.: Konzert und Soli-Party im Epplehaus in Tübingen
14.07.: Workshop und Konzert bei den Kulturtagen der Wagenburg Tübingen
21.07.: Open Stage Nigt mit Soli-Party in der Zelle in Reutlingen
August:
03.08.-24.08.: Internationales Workcamp in Tübingen in Kooperation mit dem ijgd.
17.-22.08.: Internationales Straßenkunstfestival Carpe Viam in Tübingen.
(Festival- und Zeltcampgelände auf dem Festplatz, „Bühne“ auf dem Holzmarkt in der Stadt)
17. August:
Anreise
Abends Einführungsveranstaltung mit Musik auf der „Großen Bühne“ und dem Zirkuszelt. Anschließend Feuershow.
18.-21.August:
Auf dem Festplatz:
Es gab täglich 2 Workshop-Phasen. Die erste von 11-13 Uhr, die zweite von 15-17 Uhr.
In jeder Phase waren 4-6 Workshops geplant, die verschiedene Disziplinen der Straßenkunst abdecken und sowohl Angebote für AnfängerInnen als auch Fortgeschrittene beinhalten.
Zusätzlich gab es die Möglichkeit, selbst spontan Workshops anzubieten oder sonstige Aktivitäten zu initiieren.
Abendprogramm: Internationale Musiker auf den beiden Bühnen, anschließend Fire-Openspace
Specials:
Spontane Renegade nachts am 18. August
Fair Trade Mode-Show am 19.08. auf dem Holzmarkt und auf dem Festplatz
Am letzten Abend Open Stage auf der großen Bühne
Auf dem Holzmarkt:
An diesen Tagen nachmittags gab es auf dem Holzmarkt in der Tübinger Innenstadt die Möglichkeit aufzutreten. Es gab Jonglage- und Akrobatikvorstellungen, Straßenmusik, Clowns und kurze Theatereinlagen
22. August:
Abschlussrunde und Brunch mit allen Teilnehmenden und KünstlerInnen
Abreise und Abbau
Ein paar Bild-Impressionen
Straßentheater bei der Kulturnacht in Tübingen im Mai
Feuer-Performance bei der Kulturnacht
Konzert bei der Open Stage in der Kulturschockzelle Reutlingen
Internationales workcamp erstellt Rohbauten der ökologischen Komposttoiletten für das Festival
Ergebnis des Großpuppenbau-Workshops
Fazit des Projekts
Alles in allem war vieles stressig, aber planmäßig verlaufen. Ziele einer nachhaltigen Festivaldurchführung waren erreicht worden und durch Auslandskontakte konnten internationale Künstler aus Schweden, Ungarn oder Rumänien nach Tübingen eingeladen werden. Auch die große Vielfalt des Festivals hatte Charme: In Workshops wurde getrommelt, Theater gespielt, gebastelt und musiziert. Für jeden war etwas dabei und das Festival war für ein generationsübergreifendes Publikum attraktiv. Das Wetter war glücklicherweise bis auf den Sturm kurz vor Beginn stabil und eine Hitzewelle machte das Carpe Viamauch optisch zu einem perfekten kleinen Sommerfestival.
Die Idee der Kompostklos wurde vom Workcamp und den AnleiterInnen sehr gut umgesetzt und stieß bei den meisten Besuchern auf Lob, da sich der Geruch von herkömmlichen Dixies positiv unterschied, der Fahrradverleih, eine weitere fast utopisch anmutende Idee, klappte hervorragend und wurde von Besucher_innen wie auch von Mithelfer_innen gerne in Anspruch genommen. Als ein Defizit ist zu nennen, dass der Druck der Plakate und Flyer zwar auf Recyclingpapier, allerdings nicht mit Ökofarben durchgeführt wurde. Das Ziel der Partizipation konnte durch die täglichen morgendlichen Treffen und der offenen Veranstaltungsstruktur erreicht werden. Besonders von den Campern kam Unterstützung bei der Erledigung der täglichen Aufgaben, und die Gelegenheit selbst Workshops anzubieten und erlerntes spontan in der Stadt und auf der Open Stage umzusetzen wurden rege genutzt. Durch das Workcamp und den teilweise über die gesamte Festivalzeit anwesenden internationalen KünstlerInnen entstand von Anfang an eine internationale Ambiente, die einen guten Anstoß zu einem Kulturaustausch darstellte. Die gesamte Veranstaltung lief extrem friedlich ab, sicher auch deshalb weil kein hochprozentiger Alkohol angeboten wurde und Bier nur bis 22 Uhr verkauft wurde. Die Finanzierung allein auf Basis von Förderern und Spenden und mit Verzicht von ausgrenzenden Eintrittspreisen funktionierte gut. Die überzeugende Konzeption des Projekts sorgte für Unterstützungszusagen fast aller Förderer und Stiftungen, bei denen Zuschüsse beantragt wurden. Auch die Zusammenarbeit mit Vereinen wie der BUND-Jugend, der Naturschutz-Jugend und dem Bund Deutscher PfadfinderInnen erleichterte uns die Arbeit, vor allem in Fragen der Projektplanung und bei der Werbung.
Sponsoren konnten allerdings nicht viele erreicht werden, da man den richtigen Zeitpunkt verpasste und das Carpe Viam sich noch auf keine Tradition und einen bekannten Namen stützen konnte
Auch wenn alles am Ende gut aufging, hätte die Zeitplanung des Projekts noch besser sein können und etwas Stress unnötig machen können. Durch das große Ziel des Festivals vor Augen, was alleine schon ein unglaublicher Aufwand darstellte, wurden die regelmäßig laufenden Kulturveranstaltungen eher als Randveranstaltung und Vorbereitung wahrgenommen. Desto schöner ist es, es tatsächlich über das gesamte erste Halbjahr geschafft zu haben regelmäßig kleine Open Stages und Kleinprojekte zu organisieren und so viel Energie in die kleinen Details gesteckt zu haben.